Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran

Tag 1 - Anreise

Nun geht es los. 6:49 Uhr ging der ICE ab Berlin Südkreuz. Tatsächlich pünktlich in München angekommen, bekam ich noch den RE 76 nach Oberstdorf und anschließend den Bus, der mich bis ins Kleinwalsertal, meinem heutigen Ziel brachte.

Kaum angekommen ging es nochmal raus - ein kleines „Warm-up“. Etwa 7 km knapp 300 Höhenmeter dürften für den Anfang reichen. Zum Glück auch nicht gleich eine Blase gelaufen ;)

Tag 2 - Auf historischen Walserwegen in Richtung Arlberg

Guten Morgen am Tag der ersten Etappe. Kurz nach 9 Uhr saß ich im Bus - 10 Minuten bis nach Baad, von hier startet die erste Tour. 
Auf einem breiten Kiesweg ging es zunächst mäßig bergauf, immer dem Fluss entlang der laut sprudelte. Eindrucksvoll zeigt sich hinter einer Kurve der Große Widderstein mit seinen 2533m Höhe. Danach wird es zunehmend steiler, in den ersten 1,5h habe ich fast 500 Höhenmeter erklommen - zum Teil war es sehr steil und sehr steinig und sehr anstrengend 🥵. Aber niemand hat gesagt, dass es einfach werden würde 😅.

Die Aussicht wird mit jedem Schritt beeindruckender und ich drehe mich ständig um, damit ich möglichst alles erfassen kann. Weiter zum Hochtannbergpass ist alles herrlich grün und es dauert nicht lange dann höre ich überall Geklingel. So viele Rinder sind hier auf den grünen Wiesen unterwegs und lassen ihre Glocken läuten. 😆

Ich habe damit meine höchste Ebene für heute von etwas über 1900 m erreicht und es geht über die Rinderweiden langsam wieder etwas bergab - eine Wohltat für die Beine 🙈. Durch den vielen Regen ist der Boden glitschig. In Hochkrumbach gibt es eine Pause bei Sonne und Wolken im Mix.

Die letzten vier Kilometer bis nach Warth laufen sich angenehm mit einem tollen Blick ins Tal. Dort angekommen geht es nach kurzem Sonnenbaden mit dem Bus nach Hägerau zur nächsten Unterkunft. Einer netten Pension mit Ausblick auf einen Wasserfall. Mit Sauna und einem leckeren Abendmenü lasse ich den ersten Etappentag ausklingen. Morgen um 8:30 Uhr geht der Transfer nach Bschlabs. Dort erwarten mich gute 10 km mit knapp 900 Höhenmetern. 

Tag 3 - Hinüber ins Inntal

Ab dem Startpunkt in Bschlabs liegt das erste Zwischenziel, die Anhalter Hütte, in 7 km Entfernung und etwa 700m weiter oben 🤩. Unterwegs dahin gab es viele Wasserfälle und kleinere und größere Wasserläufe. Zwischen Wald und Wiesen waren auch heute wieder einige Tierbekanntschaften dabei. In der Sonne war es wunderschön, im Schatten und je höher ich kam wurde es dann doch recht frisch. Aber dank der Bewegung halb so schlimm 😅.

Nach einem Stop auf der Anhalter Hütte, war der Plan eigentlich eine längere Pause am Kromsee zu machen, die Sonne kam auch wieder raus, nur leider war der erwartete See eher eine Pfütze und nicht so ansehnlich…

Also entschied ich mich meine Rast an der für heute höchsten Stelle zu machen - quasi direkt neben dem „Falschen Kogel“ mit 2388m Höhe. Daneben auf knapp 2200m gab es eine Brotzeit mit Blick auf den Berg sowie auf die Bergfront gegenüber. Beim nächsten Mal würde ich den „Kogel“ noch mitnehmen 😉.

Den Weg zum Hahntannjochpass legte ich ganz in Ruhe zurück und genoss den Blick - es ging nur noch bergab, bis ich schließlich die Bushaltestelle erreichte, um mit dem Bus über Imst nach Karres in die Unterkunft für die Nacht zu gelangen. Morgen geht es dann in Richtung Südosten weiter.

Tag 4 - Hoch über dem Ötztal

Nach ca. 10 Minuten Busfahrt, ging es los - erster Zwischenstopp für heute war der Stuibenfall. Schon echt beeindruckend, welche Massen an Wasser dort runterkommen. Selbst, wenn man nur daneben die Treppen erklimmt wird man ziemlich nass. Aber bei über 700 Stufen ist das gar nicht schlecht 😂.

Durch Niederthai ging es danach weiter und nicht lange, dann ging es wieder ordentlich bergauf, bis zur Hemrach Alm. Dort gab es einen kleinen Rast - es war wunderschön dort oben so ruhig und grün 😊.
Auf dem Weg nach unten wurde es teilweise sehr felsig und Wasserläufe gab es auch nochmal zur überqueren. 

Die Wege waren heute wirklich spannend, sehr schmal, sehr steil, zum Teil würde ich das nicht Weg nennen, aber mir gefällt es tatsächlich so - etwas Abendteuer darf schon sein 😉.  Direkt neben den Wegen ging es häufig steil bergab. Man sollte also wirklich trittsicher sein und keine Probleme mit der Höhe haben. Eine gute Mischung diese Wanderung - für meinen Geschmack jedenfalls 😇.
Die Nacht verbringe ich in Sölden und morgen geht es über das Timmelsjoch - der höchste Punkt meiner Alpenüberquerung und auch die Grenzüberschreitung nach Italien.

Tag 5 - Über das Timmelsjoch nach Südtirol

Heute hatte ich keine 100m zum Einlaufen, bevor es schon direkt steil nach oben ging. Zu Beginn ging es durch den Wald aber die Bäume wurden schnell lichter und wichen saftigen Wiesen. Mehrfach kreuzte der Weg den Timmelsbach. Als ich einmal den Abzweig verpasst hatte, wollte ich direkt über den Bach, musste aber - nachdem ich etwa Dreiviertel geschafft hatte - leider aufgeben und zurückkraxeln, da ich es wohl nicht ohne nasse Füße rüber geschafft hätte. 🙈
Kurz darauf sammelte ich wieder Höhenmeter, bis zum Timmelsjoch ging es ordentlich nach oben. Und mit der Sonne wurde es richtig kuschelig. Auf 2294m angekommen, gab es interessante Skulpturen zu bestaunen (offener Kunst Raum), eine davon die Bank, auf der ich kurz Platz nahm 😁. Ich zog aber schnell weiter, denn hier oben war es windig und mit ca. 14 Grad auch nicht sonderlich warm. Also suchte ich mir ein sonniges, windgeschütztes Plätzchen für meine Brotzeit. 🍞 

Nach einem Mittagsbreak führte mich meine Route weiter über den E5 über die Grenze zu Italien und wieder Richtung Tal. Vorbei an ein paar Kühen entlang eines Baches ging es zunächst steil, dann mäßig bergab und der letzte Teil der Route lief sich sehr angenehm. 
nach 13km hatte ich es für heute geschafft und nahm den Bus nach St. Martin für die Übernachtung. Ich kann’s kaum glauben - morgen ist schon der letzte Tag der Alpenüberquerung und abends werde ich schon in Meran sein.

Tag 6 - Auf dem Meraner Höhenweg

Und nun beginnt schon die letzte Etappe. Los ging es in Saltos und kaum aus dem Dorf raus ab in den Wald, was angesichts der warmen Temperaturen und der strahlenden Sonne ganz angenehm war. Es war wirklich ein sehr schöner Weg, bergauf und bergab waren sehr abwechslungsreich und es lief sich angenehm. Bis nach Anaheim, der Abschnitt war ordentlich anstrengend, in der prallen Sonne auf Asphalt und sehr steil berghoch 🙈. Ich war sehr froh als ich den nächsten Waldabschnitt erreichte und mit dem Waal-Weg einen sehr leichten, nahezu graden Weg passierte, immer mit dem Bachlauf direkt neben mir. Und siehe da, hier waren plötzlich auch andere Menschen. 😆

Als ich am Tiroler Kreuz ankam, entscheid ich kurzerhand meine Route umzuplanen. Anstatt bis Thurnstein zu laufen und dort mit dem Bus nach Meran reinzufahren, lief ich direkt Richtung Meran, u.a. den Apfel - und den Weinweg entlang. Es war ein toller Ausblick über die Felder bis nach Meran und ganz nebenbei lernte ich noch etwas über Apfel- und Weinsorten. 🍎 🍷 

Unterwegs kam ich auch an einem Lift vorbei, deren Sitze stark an die von Kettenkarussellen erinnert. Und nicht mehr weit, dann kam ich noch ein Stück über den Trappeinerweg und konnte das mittlerweile mediterrane Flair genießen, bis ich schließlich schon mitten in Meran stand. Schade, dass die Tour so schnell vorbei war. Aber hier erstmal die Fotos des heutigen Tages:

Tag 7 - Von Meran nach Bozen

Um nicht direkt nach den 6 Tagen heimkehren zu müssen, beschloss ich noch zwei Tage in Bozen dranzuhängen. Nach dem vielen Wandern, gab es heute Unterstützung für den Weg durch ein E-Bike. Nahezu der komplette Weg war ein an der Etsch entlangführender Fahrradweg - sehr empfehlenswert. Kurz vor Bozen bog ich nach Westen weg und fuhr hinauf nach Eppan an der Weinstraße wo ich für die nächsten zwei Tage unterkam.

Nach dem Check-In und einem kurzen Gewitter unternahm ich am Nachmittag noch einen Ausflug zum Lago Grande Di Monticolo, der sich mitten in einem Wald befindet. Eine leckere Pizza am Abend durfte natürlich nicht fehlen 🍕. Dabei konnte ich den Ausblick auf die, in der Abendsonne erstrahlende, Latemargebirgskette genießen. ⛰️ 

Tag 8 -  Bozen 

Heute ließ ich es mal etwas ruhiger angehen und startete den Tag am Pool. Gegen Mittag machte ich mich auf nach Bozen, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Mittagessen und Eis durften dabei auch nicht fehlen 😊

Leider heißt es Abschied nehmen

Wie immer ist die Zeit viel zu schnell vergangen… aber schön war’s! Insgesamt bin ich 77 km gewandert und habe dabei über 4400 Höhenmeter gemacht und bin 90 km Rad gefahren - wobei ich die E- Unterstützung nicht unterschlagen will 😉.

Ich würde es auf jeden Fall wieder machen! Da ich nun etwas Erfahrung habe, aber weniger Klamotten mitschleppen und in dem ein oder anderen Ort etwas mehr Zeit bzw. eine Übernachtung mehr einplanen, um das Ganze etwas zu entschleunigen und mehr Zeit für Entdeckungen und Entspannung zu haben. Trotzdem ist diese Reise für alle Wanderfreunde, die auf den Komfort eines Hotels nicht verzichten möchten, sehr empfehlenswert.

Danke an Dani für die Ideengebung und an den Bären, der nicht aufgetaucht ist 😉. 

Bis zum nächsten Abenteuer! 😁